Text: Debbie J.

Laserakupunktur? An den Hokus Pokus habe ich nie geglaubt… Und dann war es ausgerechnet der letzte Versuch meinen besten Freund zu retten!

So, von Anfang an:

2017 ist mein Fellpony Lavy, damals 11 Jahre, sehr schwer krank geworden. Husten, Atemnot, starke Bauchatmung und Allergien. Die Diagnose traf mich hart: COPD. Seine Behandlung bestand aus täglicher Cortisoneinnahme, Schleimlöser, täglichem Inhalieren und der Umstellung von Futter, Einstreu, Stallumbau zum Offenstal.

Lavy ging es mit jedem Tag schlechter! Er wurde zur tickenden Zeitbombe. Es gab Tage da bewegte er sich nicht mal von der Stelle, weil er sonst keine Luft bekam. Der Tierarzt sah wenig Chancen und riet mir zur Euthanasie oder ich könnte ihm einen Rentnerplatz an der Nordsee verschaffen. Zu 100% war er sich aber nicht sicher, ob es funktioniert.

NEIN! Das kann es nicht gewesen sein! Es muss doch eine andere Möglichkeit geben ihn irgendwie zu retten. Meine Experimente mit Homöopathie, chinesische Kräuter und täglicher Einnahme von Cortison waren nicht die Lösung. Eine Bekannte hatte gute Erfolge mit Laserakupunktur.

Ich war echt verzweifelt und habe alles auf eine Karte gesetzt! KRASS! Leute, ich habe es nicht für möglich gehalten. Schon nach der 3. Behandlung wurde mein Pummelchen lebendiger. Er konnte besser abhusten und die Bauchatmung ging zurück. Der Behandlungsrhythmus lag anfangs bei alle 2 Wochen, dann 3 Wochen und nach ca. 4 Monaten 4 Wochen. Nach einem Jahr war Lavy fast symptomfrei. Die tägliche Inhalation mit Kochsalzlösung, Heu waschen, getreidefreies Futter etc. waren natürlich immer noch Tagesprogramm.

Ein weiteres halbes Jahr später

Gestern war Nadine wieder bei uns. Ich bin sprachlos. Die von mir anfänglich als Hokus Pokus bezeichnete Behandlung hat funktioniert! Sie war super zufrieden und begeistert darüber, dass Lavy ohne Medikamente, ohne Inhalieren, ohne Heu waschen und alles andere, jetzt symptomfrei leben kann. Ich fange sogar wieder an ihn zu reiten!

Neulich war die Tierärztin zum Impfen bei uns und wollte nicht wahr haben, dass Lavy das gleiche Pferd von vor einem Jahr war. Unglaublich, keine Lungengeräusche, nichts mehr! Wir sind überglücklich! Vom Todesurteil zum gesunden Pony!

Also ihr Lieben, Lavy und ich können es euch wärmstens empfehlen! Gebt die Hoffnung nicht auf und habt Geduld! Probiert es aus!

Laserakupunktur = hilfreiche Behandlung und doch kein Hokus Pokus !

Erschienen im horseman-magazin.de, Dezember 2020, S. 67

Text: Sabine K. aus Bocholt

Begonnen hat es Anfang Juli 2019. Einen Tag, nachdem ich meine 18jährige Stute Sanny auf dem Reitplatz gearbeitet habe, hatte sie am linken Hinterbein das Fesselgelenk angeschwollen. Die Schwellung war nicht heiß, aber sehr groß und hart. Ich habe versucht, es mit kalten Güssen zum Abschwellen zu bringen, leider ohne Erfolg. Eine Untersuchung Ende Juli mit Röntgendiagnostik und Ultraschall hatte dann ergeben, dass es sich dort um einen sehr großen Erguss handelte. Es folgte eine alternative Behandlung mit Tonerde zum Kühlen und zweimaligem Ansetzen von Blutegeln. Leider wieder ohne Erfolg. Mittlerweile hatten sich zwei Schwellungen rechts und links oberhalb des Fesselgelenkes gebildet, jeweils etwa so groß wie Tischtennisbälle. Da wir keine Besserung erzielten, fuhren wir Mitte Oktober zur Tierklinik Karthaus nach Dülmen, zu Dr. Hollerrieder, zur weiteren Diagnosestellung. Das Ergebnis war, dass der Fesselträger massiv entzündet war und sich deshalb der Erguss gebildet hatte. Es ergaben sich dann zwei Alternativen: Operation ohne wirklich positive Heilungschancen oder in Rente schicken. Da wir direkt danach durch Zufall erfahren hatten, dass Sanny nicht 18 Jahre, sondern 26 Jahre alt war, haben wir uns dann gegen eine Operation entschieden. Aber mit dem Gedanken, sie in Rente gehen zu lassen, wollten wir uns auch nicht abfinden.

Da kam dann Nadine Kruse und mit ihr Akupunktur und TCM ins Spiel. Sie kannte Sanny von voherigen osteopathischen Behandlungen. Nadine bot uns an, die Behandlung mit Laserakupunktur zu versuchen. Natürlich konnte auch sie uns keine Heilung zusichern oder garantieren, bzw. wussten wir auch nicht, wie lange sich diese Behandlung dann hinziehen würde. Trotz der entstehenden Kosten haben wir uns dazu entschlossen, es zu probieren. Nadine hat dann direkt mit der Behandlung gestartet, also Mitte Oktober und dann in kurzen Abständen. Ich glaube, Sanny hat gespürt, dass ihr diese Behandlung gut tut, sie war während dessen ruhig und entspannt. Es hat einige Wochen gedauert, aber irgendwann konnte man sehen und auch fühlen, dass die beiden Knoten kleiner und auch weicher wurden. Dann war dann nur noch eine Seite geschwollen. Es wurde wirklich besser!

Ende Januar habe ich dann angefangen, sie vorsichtig auf dem Platz zu arbeiten und dann ab Anfang Februar habe ich sie wieder geritten, allerdings vorsichtig und langsam. Die Behandlung lief weiter und wir haben dann die Abstände nach und nach verlängert. Der noch verbliebene Knoten wurde immer kleiner und weicher. Die Arbeit mit Sanny habe ich kontinuierlich ausgedehnt und auch intensiviert. Im Sommer konnten wir an ihrem entspannten Gangbild erkennen, dass sie nahezu schmerzfrei war. Der Knoten war zwar noch zu erkennen, aber ziemlich flach und schön weich. Auch längere Arbeit und entspannte Ausritte ins Gelände waren für uns wieder möglich.

Mein Fazit: wenn die Schulmedizin aufhört, ist es noch lange nicht zu Ende. Alternative Methoden können die letzte Rettung sein. Ich würde immer wieder diese Behandlung probieren.

Erschienen im horseman-magazin.de, Dezember 2020, S. 66

Allzu oft sind die Pferdebesitzer, sowie die behandelnden Tierärzte, mit ihrem „Latein am Ende“, wenn es um „austherapierte“ Pferde geht.

Auch bei scheinbar hoffnungslosen Fällen kann die Alternativmedizin, oft auch mit der Schulmedizin in Kombination, helfen, den Pferden ein schönes, annähernd symptomfreies Leben zu verschaffen.

Werfen wir einen Blick auf die traditionell chinesische Medizin, die seit Tausenden von Jahren erfolgreich praktiziert wird. Sie besteht aus 4 Säulen:

  1. Akupunktur mit Nadeln oder Laser, evt. auch Moxibustion (Erwärmung)
  2. Phytotherapie (Behandlung mit chinesischen pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Arzneimitteln).
  3. Diätetik (Lehre der Nahrungsmittel und ihrer Wirkung)
  4. Qi Gong (Bewegungs-und Ruheübungen, beim Pferd nicht durchführbar)

Der erste und zweite Punkt stellen in der TCM den therapeutischen Anteil dar, der dritte und vierte Punkt dient eher der Prophylaxe.


In diesem Artikel geht es um die Akupunktur und deren Wirkungsweise, da diese Säule beim Pferd den größten Stellenwert einnimmt.

Sowohl die Schulmedizin, als auch die Naturheilkunde, hat die sanfte, aber wirkungsvolle Heilkraft der chinesischen Akupunktur wiederentdeckt und als sehr effiziente und nebenwirkungsarme Therapie fest etabliert.

Der Körper ist durchzogen von Leitbahnen, auch Meridiane genannt. Das Leitbahnsystem gliedert sich in verschiedene Leitbahnen auf, wobei die 12 Hauptleitbahnen, die paarig auf der linken und rechten Körperseite angelegt sind und die 8 unpaarigen Leitbahnen, bei der Behandlung die größte Rolle spielen.

Im Leitbahnsystem befinden sich auf den 12 Hauptleitbahnen und auf 2 der unpaarigen Leitbahnen Akupunkturpunkte (ca. 400 verschiedene), über die die Behandlung mittels Stimulation dieser Punkte, stattfindet.

In den Leitbahnen fließt das Qi, die Lebensenergie. Ist dieser Qi-Fluss gestört, also herrscht ein energetisches Ungleichgewicht, bedeutet dies nach chinesischer Auffassung eine Störung, aus der eine Krankheit entstehen kann.

Ein Ungleichgewicht im Qi-Mechanismus (Yin und Yang müssen im Gleichgewicht sein) kann sich bereits durch kleinste Verhaltensauffälligkeiten beim Pferd bemerkbar machen.

Die 12 Hauptleitbahnen sind den jeweiligen Funktions- kreisen zugeordnet und werden in Yin- und Yang-Funktionskreise aufgeteilt.
Die Yin-Funktionskreise sind die Speicherfunktionskreise (Leber, Niere, Herz, Milz-Pankreas, Lunge und Perikard). Die Yang-Funktionskreise werden als Durchgangsfunktionskreise beschrieben (Gallenblase, Blase, Dickdarm, Dünndarm, Dreierwärmer und Magen).

Die Yin-und Yang-Funktionskreise sind einander zugeordnet, denn in der chinesischen Sichtweise bedingen sich Yin und Yang gegenseitig, das eine gibt es ohne das andere nicht.

Hier noch eine kleine Erklärung dazu:

Yang hat eine Wurzel im Yin, Yin hat eine Wurzel im Yang. Ohne Yin kann Yang nicht entstehen, ohne Yang kann Yin nicht geboren werden.

Ziel der TCM ist das frühzeitige Erkennen, Lösen und Abbauen der Energieblockaden mit dem Ziel der Harmonisierung bzw. Heilung.

Je früher Blockaden erkannt und behandelt werden, desto besser ist es. In China gehen die Menschen zum Arzt, um gesund zu bleiben und nicht erst, wenn sich eine Krankheit bereits manifestiert hat. Dies wäre natürlich auch bei den Pferden wünschenswert, ist aber meist leider (noch) nicht der Fall.

Aber selbst wenn bereits eine Krankheit, also eine Störung im Qi-Fluss vorliegt, diese vielleicht sogar schon chronisch geworden ist, hilft die Akupunktur in den meisten Fällen sehr rasch und erfolgreich.

Natürlich kann man nicht erwarten, dass ein schweres, chronisches Krankheitsbild nach nur einer Akupunkturbehandlung verschwunden ist. Je länger eine Störung im Pferdekörper ist, desto länger braucht man natürlich auch für die Therapie. Meist ist aber schon nach den ersten Behandlungen ein sichtbarer bzw. spürbarer Effekt da.

Die Indikationsliste von „westlichen Krankheitsbildern“, bei denen die Akupunktur gut helfen kann, ist sehr lang.

Hier nur eine kleine Auflistung:

  • Allgemeinerkrankungen, wie Fieber, Abwehrschwäche, rezidivierende Infektionen, Überbeanspruchung, Leistungsabfall, Stoffwechselprobleme, ….
  • Augenerkrankungen
  • Ohrerkrankungen
  • Hauterkrankungen wie Ekzem, Mauke, Juckreiz,schlechte Wundheilung, ….
  • Atemwegserkrankungen wie Rhinitis, Sinusitis, Lungenerkrankungen, …
  • Urogenitalerkrankungen wie Harnwegserkrankungen, Störungen der Rosse, Deckunlust bei Hengsten, entzündliche Erkrankungen der Geschlechtsorgane, Plazentaretention, Störungen nach Kastration, …
  • Erkrankungen des Verdauungsapparates wie Obstipa- tion, Diarrhö, Kotwasser, Magenerkrankungen, Kolikneigung, …
  • Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Knochen-, Gelenk-, Muskel-, Sehnenprobleme, Arthrosen, …
  • Verhaltensauffälligkeiten und Störungen im zentralen Nervensystem wie Headshaking, Schreckhaftigkeit, Unruhe, Ataxien, …

Jedes Pferd muss individuell betrachtet und ganzheitlich behandelt werden. Es muss eine vernünftige chinesische Diagnose erstellt werden, in die alle wichtigen Merkmale wie die krankheitsauslösenden Faktoren (Emotionen, klimatische Exzesse), die Leitkriterien und die Funktionskreise miteinbezogen werden.

Auch die Untersuchung der Zustimmungs- und Alarmpunkte, die Zungendiagnostik sowie die Pulstastung, können bei der Diagnose hilfreich sein.
Dann werden die in Frage kommenden Akupunkturpunkte sorgfältig ausgewählt, auf Druckempfindlichkeit geprüft und behandelt. Diese können sich im Verlauf der Therapie von Termin zu Termin immer wieder verändern. Das Pferd wird über genau die Punkte, die es anzeigt, behandelt.

Akupunktur kann GESTÖRTES heilen, bei ZERSTÖRTEM aber lindern und das Leben so wieder lebenswert machen. So konnten selbst bei austherapierten Fällen phänomenale Behandlungserfolge festgestellt werden.

Viele Pferdebesitzer scheuen leider noch immer die Akupunkturbehandlung, weil es ihnen ein seltsames Gefühl bereitet, dass Nadeln in ihr Pferd gestochen werden. Diese Angst ist völlig unbegründet, da die Pferde zum einen meist bei der Behandlung einschlafen, weil sie so entspannt sind und zum anderen muss man nicht zwangsläufig mit Nadeln behandeln, sondern kann auch mit einem Laser die Akupunkturpunkte stimulieren und dies völlig schmerzfrei und extrem wirkungsvoll.

Erschienen im horseman-magazin.de, Dezember 2020, S. 60-65

Als Fluchttier ist das Pferd ein wahrer Künstler, seine Schmerzen zu verstecken. Denn wenn es in der freien Wildbahn Schmerzen zeigen würde oder gar Schmerzlaute äußern würde, wäre der Feind nicht weit und das Pferd würde ihm zum Opfer fallen. Pferde leiden still.

Gerade deshalb ist es für uns Pferdebesitzer oft so schwierig, Schmerzen bei unserem Pferd wahrzunehmen. Die kleinen Signale eines Pferdes gehen im täglichen Umgang leicht unter und werden schlichtweg übersehen. Es ist allerdings von größter Bedeutung, dass Schmerzen frühzeitig erkannt und gedeutet werden können. Pferde sind äußerst sensible Wesen. Sie spüren jede Fliege auf der Haut und fühlen viel mehr, als die meisten Menschen. Ebenso empfinden sie Schmerzen. Sie jammern nur nicht (weil sie es nicht können) aber sprechen dennoch mit ihrer Mimik und Gestik eine eindeutige Sprache. Wir müssen nur lernen, sie zu verstehen.

Woran erkenne ich nun, ob mein Pferd Schmerzen hat?
Man kann allein durch beobachten Schmerzen beim Pferd erkennen. Geht ein Pferd lahm, nimmt es eine Schonhaltung ein oder verhält sich anders als üblich (auch beim Reiten), kann man davon ausgehen, dass etwas nicht stimmt. Zeigt das Pferd zudem noch Fressunlust oder steht apathisch in der Ecke, hat es starke Schmerzen. Hier sollte in jedem Fall ein Tierarzt herbeigezogen werden. Aber es gibt auch abgesehen von den gerade beschriebenen, eindeutigen Schmerzen, die ein Pferd unmissverständlich zeigt, auch schleichende oder chronische Schmerzen. Diese sind nicht so leicht erkennbar. Wenn man aber weiß, worauf man achten muss, versteht man sein Pferd besser und kann schneller tätig werden.

Das Schmerzgesicht eines Pferdes

1. Augen: Die Augen sollten rundlich, wach, glänzend sein. Hat ein Pferd Schmerzen, wirken die Augen oft dreieckig, das Lid wirkt vorne hochgezogen, hat eine verstärkte Muskelspannnung. Oft sind die Augen etwas verschlossener als sonst oder werden teilweise oder komplett geschlossen (bei starkem Schmerz). Der Blick wirkt nicht wach, sondern trüb und teilweise nach innen gekehrt. Auch zeichnen sich oft Falten am Augenlid oder über den Augen ab („Sorgenfalte“).

2. Kaumuskulatur: Die Kaumuskulatur eines Pferdes sollte weich sein und sich nicht abzeichnen. Spannt das Pferd die Kaumuskulatur aufgrund von Schmerzen an (Zähne zusammenbeißen), zeichnet sich diese extrem ab und tritt deutlich hervor. Sie wirkt bei Pferden mit starken Schmerzen fast rechteckig.

3.Maul / Nüstern: Normalerweise sollte die gesamte Maul- und Nüsternpartie des Pferdes entspannt und annähernd faltenfrei und rundlich sein. Hat das Pferd aber Schmerzen, werden die Lippen aufeinander gepresst, es entstehen Falten rund um das Maul. Oft liegt eine klare Betonung der Unterlippe vor (betontes „Kinn“) und das Maul wirkt eckig. Die Nüstern werden oft angespannt und hochgezogen, kräuseln oder erweitern sich, wenn ein Pferd Schmerzen hat. Auch wirken die Nüstern seitlich betrachtet abgeflacht.

4.Ohren: Bei einem entspannten Pferd sind die Ohren aufgerichtet, weisen entspannt nach vorn oder bei einem müden Pferd auch seitwärts. Sind die Ohren allerdings dauerhaft nach hinten oder seitlich gerichtet, kann dies ein deutlicher Hinweis auf Schmerzen sein.

5.Stirn: Die Stirn eines gesunden Pferdes ist entspannt und unauffällig. Zeigt ein Pferd allerdings eine verkrampft wirkende, zusammengezogene Stirnpartie, hat es wahrscheinlich Schmerzen. Oft wirkt der Gesichtsausdruck gequält und das Pferd erscheint älter, als es ist. Die Schläfen treten stark hervor.

An der Ausprägung lässt sich die Schmerzintensität ablesen.
Auch am restlichen Körper des Pferdes lassen sich Schmerzen ablesen: Steht das Pferd fest und verkrampft? Kann es sich vielleicht nicht geschlossen hinstellen? Entlastet es immer ein bestimmtes Bein oder eine ganze Körperpartie? Ist der Bauch hochgezogen oder aufgegast? Lässt sich das Pferd ungern an einer bestimmten Körperstelle putzen oder berühren? Hat es einen erhöhten Puls oder eine erhöhte Atemfrequenz (normal: Puls 28-40 Schläge/Min., Atmung 8-16 Züge/Min.)?

Natürlich spielt nicht nur das Gesicht oder der Körper des Pferdes eine Rolle bei der Schmerzerkennung, sondern auch sein Verhalten. Apathische, müde erscheinende, aber auch zu Aggressionen neigende Pferde haben sehr oft Schmerzen.
Eine Verhaltensänderung Ihres Pferdes sollte sofort kritisch beobachtet werden. Oft stecken Schmerzen dahinter.

Blickschulung

Nehmen Sie sich auch einfach mal die Zeit, verschiedene Pferde zu beobachten und laufen Sie mit offenen Augen durch den Stall oder über die Weide. Sie werden erstaunt sein, wie viel Sie an den Pferdegesichtern ablesen können.

Was kann ich gegen Schmerzen tun?

Wenn Sie nun ihr Pferd beobachtet haben und Schmerzen vermuten, Ihnen aber unklar ist, woher diese kommen könnten, ziehen Sie bitte einen Tierarzt zu Rate. Wahrscheinlich kommt dieser mit Hilfe seiner diagnostischen Möglichkeiten dem Schmerz auf die Spur.

Laser Akupunktur Behandlung

Alternativ oder auch ergänzend zum Tierarzt können Sie einen geeigneten Therapeuten hinzuziehen.

Denn auch über die alternative Tiermedizin kann man sehr gut den Grund für die Schmerzen ausfindig machen. Stimmt etwas mit dem Bewegungsapparat nicht, ist es wichtig, die korrekte Statik des Pferdes zu überprüfen und ggf. wiederherstellen zu lassen. Dafür gibt es verschiedene Methoden (z.B. Chiropraktik, Dorntherapie, Physiotherapie, Osteopathie, etc.).

Auch die chinesische Medizin kann hier mit Hilfe der Akupunktur sehr gute Hilfe leisten. Mit dem Abtasten von verschiedenen Akupunkturpunkten kann der Therapeut nach der Ursache der Schmerzen suchen, diese aufspüren und direkt mit der Akupunktur behandeln.

Sollte die Schmerzbehandlung eine schulmedizinische Unterstützung in Form von Medikamenten oder bildgebenden Verfahren benötigen, wird Ihr Therapeut eine Kooperation mit einem Tierarzt vorschlagen. Eventuell muss auch der Schmied / Hufbearbeiter oder der Sattler mit einbezogen werden.

Wenn nun die Ursache für die Schmerzen gefunden wurde, das Pferd behandelt wird und alle Unstimmigkeiten (wie falscher Hufbeschlag/ falsche Hufbearbeitung, unpassender Sattel, schlechte Futterqualität, unpassende Haltungsbedingungen, Stress, etc.) beseitigt wurden, gibt es unterstützend noch sehr wirkungsvolle naturheilkundliche Mittel, die bei der Schmerzbehandlung gern und mit großem Erfolg eingesetzt werden (Kräuterheilkunde / Phytotherapie, Vitalpilze / Mykotherapie, Homöopathie, Schüsslersalze, Mineralien, etc.).

Welches Mittel hier gewählt wird, ist immer von der Ursache der Schmerzen und vom jeweiligen Pferd abhängig und sollte sorgsam ausgewählt werden.

Lassen Sie sich hierzu am Besten von dem Therapeuten Ihres Vertrauens oder Ihres Tierarztes eingehend beraten.

Erschienen in horseman-magazin.de, November 2020, S. 70-74

Mit dem neuen Jahr möchten wir auch Eure Meinung zu Artikeln im HORSEMAN und zu Themen rund ums Pferd veröffentlichen. Die Idee ist, Aktuelles und Wissenswertes aufzugreifen, Fragen zu beantworten oder Trends zu beleuchten. Themen, die Euch wichtig sind oder für andere HORSEMEN wichtig sein könnten, Tipps oder Produkte, oder auch mal einen außergewöhnlichen HORSEMAN vorstellen. Von HORSEMAN zu HORSEMAN soll Eure Rubrik werden.

Wo kann eine Lahmheit vorne herkommen= Eine Frage von Werner K. aus Hamm

Hallo liebes Horseman-Expertenteam,

Liebes HORSEMAN Experten Team, danke schon mal für den tollen HORSEMAN jeden Monat. Ich konnte schon einiges in meinem Training umsetzen und als männlicher Späteinsteiger auch viel dazu lernen, bzw. haben mir Eure langen, aber damit sehr auf den Punkt gebrachten, Artikeln schon einige Fragen beantworten können. Nun habe ich aber eine Frage die mich, bzw. mein Pferd persönlich betrifft. Seit nun fast zwei Wochen geht mein Pferd rechts vorne leicht lahm und ist nicht reitbar. Unser Tierarzt konnte aber keinen eindeutigen Befund feststellen und ich habe bereits überlegt in die Klinik zu fahren. Die Damen in meinem Stall haben mir empfohlen erst einmal einen Physiotherapeuten zu holen, der diese fast öfters besucht als der Reitlehrer da ist. Mein Tierarzt, etwas älter – aber eigentlich kompetent, hält aber von Physios und anderen Therapeuten nicht viel. Nun haben mir meine schlauen Damen auch immer wieder gesagt, dass die Lahmheit auch von hinten kommen könnte. Ist das richtig und soll ich nun Klinik oder Therapeuten wählen?

Lieber Werner, danke für Dein Lob und dass Dir der HORSEMAN so gut gefällt. Deine Frage ist sehr schwer zu beantworten, da es mit Ferndiagnosen immer sehr schwierig ist und gerade im Gesundheitsbereich vorsichtig sein muss. Die Frage, ob Du nun in die Klinik fahren sollst oder eher einen Physiotherapeuten hinzuziehst, möchten wir Dir nicht direkt beantworten, Dir aber gerne etwas helfen. Gerade ältere Tierärzte neigen manchmal dazu, moderne und alternative Heilmethoden zu unterschätzen. In den letzten Jahren ist die Ausbildung in diesen Bereichen aber sehr weit fortgeschritten und erfolgreich, somit also keine schlechte Wahl. Auch haben Deine Stallkolleginnen durch- aus Recht, was die Ursache der Lahmheit sein könnte, obwohl ein guter Tierarzt dies auch erkennen müsste. Hierzu möchten wir unsere Expertin Nadine Kruse (www.nk-pferdetherapie.de) zu Wort kommen lassen.

Unklare Lahmheiten und was das Becken damit zu tun haben könnte

Wenn das geliebte Pferd auf einmal lahmt, ist die Sorge des Besitzers groß und die Ursachenforschung beginnt. Meist wird zuerst ein Tierarzt zu Rate gezogen, was in jedem Fall eine gute Idee ist. Dieser untersucht, woher die Lahmheit kommen könnte. Ursachen können es sehr viele sein, die das Pferd unklar laufen lassen können.

Des Öfteren kann aber selbst ein guter Tierarzt, dem sämtliche diagnostischen Gerätschaften zur Verfügung stehen,

keine Ursache für die Lahmheit finden. Dann geht die verzweifelte Suche der Besitzer weiter.

Oft, natürlich nicht immer, ist der Grund ein ganz einfacher. Das Pferd hat einen Beckenschiefstand!

Klingt so simpel und fast jedes Pferd ist betroffen (die meisten Menschen ja auch), aber in vielen Fällen zieht sich die- ses Ungleichgewicht der Statik durch den ganzen Pferdekörper. Und da das Pferd im Gegensatz zum Menschen auf 4 Beinen steht, fällt dann natürlich auch das Ungleichgewicht in der Schulter des Pferdes auf, da ein Beckenschiefstand des Pferdes immer über die diagonale Schulter ausgeglichen wird. Dieser Ausgleich geht eine gewisse Zeit lang gut, so dass die Lahmheit dann auf einmal erst auffällt, wenn dieses Ungleichgewicht so stark ist, dass das Pferd nicht mehr in der Lage ist, es anders zu kompensieren.

Allzu oft erlebe ich in meiner täglichen Praxis Fälle, bei denen die Besitzer teilweise sehr erschrocken sind, über die Schiefe ihres Pferdes. Erst, wenn ich es ihnen zeige und die passenden Erklärungen dazu liefere, wird ihnen klar, dass dies in den meisten Fällen ein schleichender Prozess ist. Oft ist das Pferd schon längere Zeit, bevor die Lahmheit auftritt, anders beim Reiten. Die Auffälligkeiten sind vielfältig. Probleme beim Stellen und Biegen, das so genannte „Kurz-Lang-Treten“ der Hinterhand, die Hinterbeine können nicht mehr unter den Schwerpunkt des Pferdes fußen, die Pferde sind nicht mehr so gehfreudig oder haben Probleme in die Losgelassenheit zu kommen. Das alles können erste Hinweise darauf sein, dass etwas mit der Statik des Pferdes nicht stimmen könnte.

Natürlich gibt es auch das Gegenteil, dass ein Pferd zum Beispiel verunfallt, hinfällt, sich dabei komplett verdreht und sich so ganz schnell eine Lahmheit aufgrund falscher Statik zeigt.
In allen beiden Fällen liegt die Lösung nahe. Sobald die korrekte Statik des Pferdes wieder hergestellt ist, dürfte sich das Gangbild wieder normalisieren (wenn es ausschließlich daran lag). Es ist vom Therapeuten stets darauf zu achten, erst die Brückenkonstruktion, also Hinterhand und Vorderhand des Pferdes wieder einzurichten und dann den Rest des Pferdes zu behandeln.

Erschienen im horseman-magazin.de, Oktober 2020, S. 8-9